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Ältere Dame sitzt in ihrem Wohnzimmer auf dem Sofa und schaut verträumt. Copyright: Matthias Heuser - neuartig.com

Pflegehaushalte brauchen mehr denn je Unterstützung

Die Corona-Pandemie und die mit ihr verbundenen Einschränkungen stellen den Pflegesektor vor immense Probleme. Pflegebedürftige gehören zur Gruppe mit dem im Falle einer Corona-Infektion höchsten Risiko für schwere und tödliche Verläufe. Von den 3,7 Millionen Menschen, die in Deutschland Leistungen der Pflegeversicherung beziehen, lebten Ende 2018 nur knapp 800.000 in Pflegeheimen. Der Rest wird zu Hause gepflegt, häufig von Angehörigen, die eigentlich in anderen Haushalten wohnen, denen es an Schutzausrüstung fehlt und die damit ein erhöhtes Risiko eingehen (müssen), die pflegebedürftige Person zu infizieren. Ein großer Teil der Pflegeleistenden ist zudem in einem Alter, in dem sie selbst zur Risikogruppe derer gehören, die durch eine Infektion besonders gefährdet wären. Da Möglichkeiten der Tagespflege vielerorts eingeschränkt oder gar nicht mehr vorhanden sind, Pflegekräfte aus Osteuropa fehlen und Pflegeheime derzeit häufig keine neuen BewohnerInnen aufnehmen, wird den informell Pflegeleistenden nun aber noch mehr abverlangt als ohnehin schon. Entsprechend dringlich ist es, den betroffenen Personen staatlicherseits verstärkt unter die Arme zu greifen.

Die neue Studie des DIW Berlin zeigt auf, dass die bisherigen Maßnahmen zur Vereinbarkeit von Pflege und Beruf unzureichend sind und Pflegehaushalte besonders jetzt mehr denn je Unterstützung brauchen. Die Publikation können Sie hier einlesen.

Auszug

Weniger als die Hälfte der Pflegenden ist erwerbstätig. Unter den Pflegeleistenden arbeiten 30 Prozent in Vollzeit, weitere 16 Prozent in Teilzeit, sie leisten 18 beziehungsweise 13 Prozent der insgesamt anfallenden Pflegestunden. Während pflegende Männer zu 40 Prozent in Vollzeit arbeiten, sind es bei den Frauen nur 18 Prozent. Die Folgen der Corona-Pandemie kann man für diese Gruppen nur grob abschätzen. Ein Teil der Erwerbstätigen ist vermutlich von Kurzarbeit, Arbeitslosigkeit und auch Frühverrentung betroffen. Sie dürften nun zwar ein geringeres Einkommen haben, immerhin verschärft sich für sie aber der Zeitkonflikt mit Blick auf die Betreuung der Pflegebedürftigen nicht. Ein anderer Teil der Erwerbstätigen wird erheblich betroffen sein von den oben beschriebenen Einschränkungen des Angebots an formeller Betreuung und Unterstützung. Für Personen, die weiterarbeiten können, verschärft sich allerdings der Zeitkonflikt. Wie groß diese Gruppe ist, ist bisher unbekannt – dies könnte aber zu einem Großteil an Überlastung der Betroffenen führen.

Eine Studie auf Basis von Daten des Survey of Health, Ageing and Retirement in Europe konnte für die Wirtschafts- und Finanzkrise der Jahre 2008 und 2009 zeigen, dass die erhöhte Arbeitslosigkeit zu mehr informell geleisteter Pflege durch Personen aus anderen Haushalten geführt hat.Das könnte auch in dieser Krise einen Teil der wegfallenden Pflege durch Pflegekräfte aus Osteuropa, fehlende Betreuungsangebote in der Tagespflege und vorübergehend nicht mögliche Aufnahmen in Pflegeheime kompensieren.

Umso wichtiger sind Maßnahmen, um die Vereinbarkeit von Pflege und Beruf zu verbessern. Während eine Arbeitszeitreduzierung wenig attraktiv ist, können Beschäftigtet dank der Pflegezeit für bis zu sechs Monate ihre Arbeit vollständig oder teilweise reduzieren, wenn sie nahe Angehörige in häuslicher Umgebung pflegen. Allerdings besteht nur ein rechtsanspruch, wenn mehr als 16 MitarbeiterInnen beschäftigt werden. Der unmittelbare Einkommensausfall kann durch ein zinsloses Darlehen vom Bundesamt für Familie und zivilgesellschaftliche Aufgaben kompensiert werden. Es wird in Abhängigkeit des Einkommensausfalls in monatlichen Raten ausgezahlt und muss später zurückgezahlt werden. Weitere Informationen zur Familienüflegezeit erhalten Sie hier.

Die in vielen Gegenden stark eingeschränkte oder sogar derzeit gar nicht mögliche Tagespflege ist eine große Herausforderung für die Pflegehaushalte. Tagespflege entlastet die Angehörigen und bietet den Pflegebedürftigen eine wichtige Strukturierung des Tages. Alternativen zur Tagespflege sind nicht einfach zu organisieren. Teilweise stellen Tagespflegeeinrichtungen auf Angebote informeller Pflege um, aber es ist klar, dass das nur einen Teil der Betreuung sicherstellen kann. In die Bresche springen wohl in erster Linie Familienangehörige, die ohnehin schon viele Pflegestunden leisten und gleichzeitig oft selbst zur Corona-Risikogruppe gehören. Für die Zeit der Kontaktbeschränkungen könnten aber z.B. die Bedingungen für den Zugang zu finanzieller Unterstützung für Pflegepersonen erleichtert werden. Eine unkomplizierte und schnell umsetzbare Möglichkeit wäre, den Rechtsanspruch auf das Darlehen während der Pflegezeit oder Familienpflegezeit auf kleinere Unternehmen auszudehnen und die Pflicht zur Rückzahlung des Darlehens auszusetzen. Damit könnten erwerbstätige Personen in die Lage versetzt werden, ihre Arbeitszeit zu reduzieren und den Wegfall der formellen Pflege zu kompensieren.

Sowohl für die formelle Pflege in Heimen als auch für die informelle Pflege zu Hause gilt: Hygiene ist das A und O. Das bedeutet nicht zuletzt, dass neben stationären Pflegeeinrichtungen auch Pflegehaushalte ausreichenden Zugang zu Hygienemitteln bekommen müssen. Wichtig sind auch Schulungen vor allem der informellen Pflegekräfte, wie man sich und die Angehörigen am besten vor einer Infektion mit dem Corona-Virus schützen kann.

 

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